Wandel in der Pflege
Pflege ist im Wandel. Die Situation ist an den Grenzen des Vertretbaren. Jahrelang gespart und in andere Bereiche investiert. Pflege und Versorgung gefährden IHRE GESUNDHEIT! Das ist inzwischen allgemein bekannt und die Erforderlichkeit zu Veränderungen dann auch langsam nach oben durchgesickert. Im Management sagt man Bottom- up dazu, wenn Infos von der Basis aus zur Spitze gelangen.
„Pflege im Wandel gestalten“ – ist der Slogan, der oben drüber steht…. Manchmal denke ich, wäre nicht besser: „ In der Pflege wandeln Gestalten?“ Oder: „Welche Gestalten wandeln die Pflege?“ Da reden teuer bezahlte Menschen über eine Zukunft, deren Gegenwart und Vergangenheit sie gar nicht zu kennen scheinen. Es regieren Lobbyismus und blinder Scheuklappenegoismus, anstelle von Vernunft, faktisch wissenschaftlicher Sicht und vorausschauender prozessgesteuerter Organisation. Und bitte werfen Sie mir nicht vor, ich würde schlecht reden, denn was ich behaupte, will ich mal im folgend brandaktuellen Beispiel veranschaulichen.
Schauen wir auf den Wandel. Pflege wird neu organisiert! Das steht fest! Und das muss auch sein und ist eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Gesellschaft.
Die Ausbildung wird reformiert und die Berufe der Alten- und Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengeführt. Ich persönlich halte das für eine gute Sache, denn es gibt eigentlich kaum Länder, die insbesondere die Alten- und die Krankenpflege in dieser Art und Weise trennen….
Und diese Reform ist in vollem Gange, wir müssen für die Zukunft aufgestellt sein und all den Anforderungen gerecht werden, die auf uns zukommen. Betrachtet man die Prognosen des stat. Bundesamtes, wird´s echt Zeit, finde ich! Bis 2030 hat sich demnach nämlich die Zahl der Pflegeempfänger nahezu verdoppelt. Es herrscht bereits jetzt großer Mangel an Personal und an Mitteln, die Berufsverbände schreien, die Gewerkschaften mahnen und auch die öffentlichen Medien rücken Pflege und Versorgung ins Licht der Öffentlichkeit. Berichte von Hygienemängeln, Heimschließungen und Personalstreiks können nicht mehr einfach hingenommen werden. In Schweden hat ein Zellstoffhersteller mehr Windeln für Erwachsene als für Kinder produziert….. Auf dem Land ist Ärztemangel….Also jetzt mal schnell: REFORM!
Und da ist sie geschaffen! Die neue…. innovative…. und zukünftige …… Pflegefachkraft!
Wie sieht sie aus? Wo sind die Veränderungen? Eine echt SPANNENDE SACHE!
Und TATAAAAAA: Hier das Ergebnis von Herrn Gröhe und Herrn Laumann!
WOW! TOLL! Wenn einen das nicht mal vom Stuhl haut! Wie lange hat das gedauert???????
Genau und nur genau so ist die neue Pflegefachkraft: In 3 Jahren hat sie „Fähigkeiten in ALLEN Pflegebereichen“???? Wer bitte denkt sich teuer bezahlt so einen Schwachsinn aus? Wie soll Pflege das Doppelte in der gleichen Zeit erlernen, ohne massiv an Qualität einzubüßen? Und was heißt das konkret überhaupt: „Fähigkeit in allen Pflegebereichen: Waschen!?“ Dann kann man sich spezialisieren? Ah, ok….. Zu was? Und das alles ohne Schulgeld und Lohn? Unglaublich, welch ein sensationelles Angebot! Toll, wenn man Lohn für die Arbeit kriegt, denn das ist ja in der Pflege nicht seit jeher selbstverständlich….Und: Geht es hier um Staubsauger oder um Menschen? Kann man sie auch abwaschen? Wo und wie lade ich sie auf? Wie ist es mit der Haltbarkeit? Gibt es regelmäßige Updates?
Da sollten wir nochmal ans Kleingedruckte gehen, finde ich…
Inzwischen steht fest: Das Moratorium für die Pflegeberufe dauert länger…. Puh, sage ich da….Gut! Denn was da drin steht, ist ganz schön LAU- MANN oder soll ich sagen : Da fall ich vor lauter GRÖH(l)EN fast vom Stuhl! ?
Was soll sich denn aber nun ändern?
Das steht im neuen Pflegeberufegesetz, also im bisherigen Gesetzesentwurf. Und auch den habe ich mir mal angeschaut- und ehrlich, ich weiß nicht, ob ich lachen oder heulen soll… Ich hätte da echt Einiges anzumerken, wenn ich das, was dort nun in langer Zeit und mit Anhörung der Fachwelt produziert wurde, kommentieren darf.
Entscheiden Sie selbst….
Wir alle aus der Pflege kennen den Prozess… Oder? Pflegeprozess? Klingelt da was? Und Prozesse laufen eigentlich immer gleich ab. Sie bilden einen Kreislauf und bestehen aus mehreren aufeinanderfolgenden festgelegten Schritten.
Wie war das: Infosammlung, Probleme und Ressourcen definieren, Zielsetzung, Planen der Maßnahmen, Durchführung der Maßnahmen und dann die Evaluation des Ganzen.
OK, aufgefrischt… Und das ist so bei allen Prozessen, ob in der Pflege, in der Medizin, in der Beratung und allen Bereichen des Managements… Dachte ich… Zumindest…..
Beziehen wir das nun mal auf die Arbeit in den Ministerien und betrachten uns den Gesetzesentwurf über unseren zukünftigen Beruf:
Das finde ich klasse und bin voll dafür…. Zum zweiten steht nun dort: den Pflegeberuf attraktiver machen! Auch suuuuper, finde ich. Zukunftsgerechte Weiterentwicklung und inhaltliche Qualitätsverbesserungen… ECHT GUTE SACHE, DAS WILL ICH! Und ihr alle bestimmt auch! Dann schauen wir gespannt, was da jetzt kommt! Zu jedem Ziel gehört ein definierter Zeitpunkt, d.h. es wurde gesagt: von 2018- 2027 ist das neue Gesetz mit anfänglichen Übergangsregelungen vollständig umgesetzt….
Die Lehrkräfte sollen fachlich qualifiziert sein, für 20 Schüler ist eine Vollzeitstelle eines Masterpädagogikabschlusses vorgesehen…. Da bin ich gespannt! Wo sind die Bachelors? Zum Unterrichten? Vorübergehend bis 2027 sind da Abweichungen erlaubt und werden durch die Länder geregelt…. Aha….
Die Pflegeschule trägt die Gesamtverantwortung für die Koordination mit der Praxis….
Da die Umsetzung ja noch aussteht und man nach Evaluation die Planung dann doch noch mal überarbeitet, stellen wir fest:
Da müssen wohl noch mal ein paar Hausaufgaben gemacht werden und sie sitzen ja wohl schon wieder fleißig dran.